Bericht der Brüsselexkursion der Hochschulgruppe Tübingen 2025

Studienfahrt nach Brüssel – Ein Blick hinter die Kulissen Europas!

 

Study Trip to Brussels – A Behind-the-Scenes Look at Europe!

BSH Tübingen, 16.03.–20.03.2025 

Vom 16. bis 20. März 2025 fand die zweite Studienfahrt „Attempto Bruxellas“ der BSH Tübingen nach Brüssel statt. Die Reise bot den Teilnehmenden eine einzigartige Gelegenheit, zentrale eu ropäische Institutionen kennenzulernen, Einblicke in aktuelle politische Entwicklungen zu gewinnen und sich mit relevanten Akteurinnen und Akteuren auszutauschen. 

Nach der Ankunft in Brüssel begann die Fahrt mit einem geselligen Kennenlernabend, der den Grundstein für eine angenehme Gruppenatmosphäre legte. 

Der zweite Tag begann mit einem Besuch der Europäischen Kommission. Dort wurden uns zwei spannende Vorträge geboten: Der erste Vortrag vermittelte eine vertiefte Einführung in die Euro päische Union und ihre Funktionsweise – von den wichtigsten Institutionen über den Gesetzge bungsprozess bis hin zur Rolle der Kommission selbst. Der zweite Vortrag befasste sich mit der Europäischen Verteidigungspolitik, insbesondere vor dem Hintergrund des andauernden Russland-Ukraine-Krieges. Dabei wurde deutlich, wie sich sicherheitspolitische Überlegungen inner halb der EU in den letzten Jahren verändert haben und welche Rolle die Kommission dabei spielt. Anschließend besuchten wir den Europäischen Ausschuss der Regionen (ECOR). Hier erhielten wir einen lebendigen Einblick in die Bedeutung der Regionen innerhalb der Europäischen Union. Die Vertretung regionaler Interessen auf europäischer Ebene wurde greifbar, und unser Referent unterstrich anschaulich, dass europäische Politik eben nicht nur in den Hauptstädten gemacht wird. Zudem sorgten einige persönliche Anekdoten aus dem Arbeitsalltag für viel Heiterkeit und einige herzliche Lacher in der Gruppe. Später am Tag trafen wir uns mit dem Team des Europäischen Jugendforums. Neben einem Überblick über die Arbeit des Forums wurden uns konkrete Herausforderungen bei der Beteiligung junger Menschen in politischen Entscheidungsprozessen nähergebracht. Besonders spannend war die Vorstellung des Konzepts der „Europäischen Ju gendhauptstadt“, das darauf abzielt, junge Menschen europaweit zu aktivieren und ihnen Räume zur Mitgestaltung zu geben. Dabei wurde auch offen über strukturelle Hürden gesprochen, die ei ner effektiven Jugendpartizipation oft noch im Weg stehen. 

Am dritten Tag folgte ein Gespräch mit der Europaabgeordneten Sabrina Repp (S&D). Ihr offener, nahbarer Austausch beeindruckte die Gruppe sehr. Sie sprach nicht nur über ihre tägliche Arbeit im Europäischen Parlament, sondern gab auch persönliche Einblicke in ihren Werdegang. Beson ders eindrücklich war ihre Botschaft über die Bedeutung von Engagement, insbesondere für Ost deutschland, und der Appell, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben. Im Anschluss besuchten wir die Botschaft Japans, wo der Fokus auf dem kulturellen Austausch zwischen Europa und Ja pan lag. Es wurde betont, wie wichtig gegenseitiges Verständnis, Offenheit und Zusammenarbeit sind – nicht nur auf wirtschaftlicher und politischer, sondern gerade auch auf kultureller Ebene. Danach ging es weiter zur Landesvertretung Baden-Württemberg bei der EU, wo die Beziehun gen zwischen dem Bundesland und den europäischen Institutionen thematisiert und wir mit Kaffee und Kuchen versorgt wurden. Den Abend rundete ein Besuch im Ukraine Support Hub ab. Dort erläuterte Dr. Marta Barandly die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine, die Rolle der EU in der Unterstützung des Landes sowie die enorme Bedeutung der Zivilgesellschaft in Krisenzeiten. Ihr Engagement und ihre Perspektiven hinterließen einen tiefen Eindruck. 

Am vierten Tag erhielten wir bei der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der NATO einen umfassenden Einblick in die Arbeit der NATO und deren aktuelle Herausforderungen. Im An schluss hatten wir die besondere Gelegenheit, mit dem Botschafter der Ständigen Vertretung Litauens bei der NATO, S.E. Matulionis, ins Gespräch zu kommen. Er teilte seine Einschätzungen zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa und zur Bedeutung eines gemeinsamen europäischen Sicherheitsverständnisses. Im Anschluss stellte uns Dr. André Härtel vom Deutschen Institut für Internationale und Sicherheitspolitik (SWP) die Aufgaben und die Rolle der SWP in der politischen Beratung vor. Die Diskussion vermittelte ein gutes Verständnis dafür, wie wissenschaftlich fundierte Analysen in politische Entscheidungsprozesse auf nationaler und eu ropäischer Ebene einfließen. Am Abend besuchten wir die Heinrich-Böll-Stiftung in Brüssel. Anton Möller bot nicht nur einen umfassenden Einblick in die programmatische Arbeit der Stiftung im Bereich grüner Wirtschafts- und Sozialpolitik in der EU, sondern erklärte auch sehr anschaulich, wie politische Stiftungen generell funktionieren. Darüber hinaus vermittelte er einen leben digen Eindruck davon, wie das politische Brüssel „tickt“ – ergänzt durch einige praktische Tipps für alle, die sich eine berufliche Zukunft in diesem Umfeld vorstellen können. 

Am letzten Tag stand der Besuch des Europäischen Parlaments auf dem Programm. Neben einer Einführung in die Funktionsweise des Parlaments erhielten wir besondere Einblicke in die histori sche Entwicklung und die Bedeutung der EU – insbesondere für die Stabilität und Integration Ost europas nach dem Kalten Krieg. Ein Gruppenfoto im Plenarsaal durfte natürlich nicht fehlen. Zum Abschluss der Fahrt besuchten wir das Taipei Representative Office, wo wir über die Beziehungen zwischen Taiwan, der EU und Belgien sprachen. Auch hier wurde der kulturelle Aspekt betont und die Herausforderungen Taiwans im internationalen Kontext verdeutlicht. Ein herzlicher Dank gilt allen Referentinnen und Referenten, die mit ihrem Fachwissen, ihrer Of fenheit und ihrem persönlichen Engagement zum Gelingen dieser bereichernden Studienfahrt beigetragen haben. Ihre Beiträge haben wertvolle Einblicke ermöglicht und uns einen praxisnahen Zugang zur europäischen Politik eröffnet. 

English Version:

Report on the Study BSH Tübingen, 16–20 March 2025 Trip "2nd Attempto Bruxellas" to Brussels 

From 16 to 20 March 2025, the second study trip "Attempto Bruxellas" of BSH Tübingen took place in Brussels. The journey offered participants a unique opportunity to get to know key European institutions, gain insights into current political developments, and engage in exchange with relevant actors. 

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Upon arrival in Brussels, the trip began with a convivial get-to-know-you evening, laying the foun dation for a pleasant group atmosphere. 

The second day began with a visit to the European Commission. Two highly engaging lectures awaited us there: The first provided an in-depth introduction to the European Union and its func tioning – from its main institutions to the legislative process and the role of the Commission itself. The second lecture focused on European defence policy, especially in light of the ongoing Russia Ukraine war. It became clear how security policy considerations within the EU have evolved in recent years and what role the Commission plays in this context. Afterwards, we visited the European Committee of the Regions (ECOR). We gained a vivid insight into the importance of the regions within the European Union. The representation of regional in terests at the European level became tangible, and our speaker clearly highlighted that European politics is not made solely in the capitals. A number of personal anecdotes from daily work added to the experience, sparking laughter and good spirits within the group. Later that day, we met with the team of the European Youth Forum. In addition to an overview of the Forum’s work, we were introduced to the concrete challenges of involving young people in political decision-making processes. Particularly fascinating was the presentation of the "European Youth Capital" concept, which aims to activate young people across Europe and provide them with spaces for active participation. Structural barriers that still hinder effective youth par ticipation were also addressed openly. 

On the third day, we had a conversation with MEP Sabrina Repp (S&D). Her open and approacha ble manner left a strong impression on the group. She spoke not only about her daily work in the European Parliament but also shared personal insights into her political journey. Her message about the importance of civic engagement—especially for East Germany—and her encourage ment to persevere despite setbacks were especially impactful. Afterwards, we visited the Embassy of Japan, where the focus was on cultural exchange between Europe and Japan. The importance of mutual understanding, openness, and collaboration was emphasized—not only in economic and political contexts, but particularly in cultural terms. We then continued to the Representation of the State of Baden-Württemberg to the EU, where the relationship between the federal state and European institutions was discussed. We were also warmly welcomed with coffee and cake. The evening concluded with a visit to the Ukraine Support Hub. Dr. Marta Barandly provided an overview of the current developments in Ukraine, the EU's role in supporting the country, and the critical importance of civil society in times of crisis. Her dedication and perspectives left a lasting impression on us. 

On the fourth day, we gained a comprehensive insight into the work of NATO and its current chal lenges at the Permanent Representation of Germany to NATO. This was followed by a special op portunity to speak with H.E. Matulionis, the Ambassador of the Permanent Representation of Lithuania to NATO. He shared his assessments of the current security situation in Europe and the im portance of a shared European understanding of security. Afterwards, Dr. André Härtel from the German Institute for International and Security Affairs (SWP) introduced us to the role and responsibilities of the SWP in political consulting. The discussion provided valuable insights into how academically grounded analysis contributes to political deci sion-making processes at national and European levels. In the evening, we visited the Heinrich Böll Foundation in Brussels. Anton Möller not only gave us a comprehensive overview of the foundation’s programme work in the field of green economic and social policy in the EU, but also vividly explained how political foundations operate in general. He also gave us a lively impression of how political life functions in Brussels—along with some prac tical tips for those interested in pursuing a career in this environment. 

On the final day, we visited the European Parliament. In addition to an introduction to how the Parliament functions, we received special insights into the historical development and signifi cance of the EU—especially regarding the stability and integration of Eastern Europe after the Cold War. Naturally, a group photo in the plenary chamber was a must. To conclude the trip, we visited the Taipei Representative Office, where we learned about Taiwan’s relations with the EU and Belgium. Once again, the cultural dimension was highlighted, as were Taiwan’s challenges in the international context.

We extend our heartfelt thanks to all the speakers who contributed to the success of this enriching study trip with their expertise, openness, and personal dedication. Their contributions provided valuable insights and allowed us a practical and meaningful glimpse into European politics.