Exkursionsbericht der 1. Attempto Bruxellas!

Wir hatten eine unvergessliche Zeit bei unserer 1. Attempto Bruxellas, der Brüssel-Exkursion unserer Hochschulgruppe vom 17.-21.03.24. Ein großer Dank an alle Beteiligten! Hier nun ein ausführlicher Bericht unserer Tage bei EU, NATO und mehr.

Brüsselexkursion 2024

 

Bericht von Pascal Läpple 

 

«Zeitenwende, das muss für die europäische Politik heißen, Brücken zu bauen, statt Gräben aufzureißen. […] Sie erwarten die „Solidarität der Tat“, von der schon in der Schuman- Erklärung aus dem Jahr 1950 die Rede war. Es ist an uns, diese Solidarität der Tat immer wieder neu zu begründen und an die Herausforderungen der jeweiligen Zeit anzupassen. »

Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz an der Karls- Universität am 29.08.2022, Prag

 

Die 1. Attempto Bruxellas nahm sich zum Ziel, Brücken zu bauen. Brücken zwischen dem universitären Lernen, der Theorie und der großen politischen Bühne in Europa. Brücken, die den Abstand und die Ehrfurcht zu den großen politischen Akteuren in Europa ein wenig verkleinern und es unseren Teilnehmenden ermöglichen sollte, einen ersten Einblick und Kontakt in die große weite Welt außerhalb des idyllischen Kosmos der Universität Tübingen zu erhalten. Attempto!

Nachfolgend möchte ich einen Einblick in die Studienfahrt geben und mich der Frage nähern, ob dieses Ziel erreicht wurde.

 

Tag 0, Sonntag 17.03.2024

Brüssel begrüßte uns mit kargem Wetter und milden Temperaturen, doch einer hitzigen Stimmung. Einige Tage vor unserer Anreise erschütterten Bauernproteste die europäische Hauptstadt und am Tag unserer Anreise gab es eine große Pro-Palestina Demonstration vor unserem Hostel. Zwar war dieser Teil der Welt nicht Teil unseres Programms, dennoch hinterließ es gespannte Erwartungen. Brüssel ist eine politisierte Stadt, eine Stadt, in der die großen Politiken der Welt aufeinandertreffen. Eine Stadt, in die wir wollten!

 

Tag 1, Montag 18.03.2024

Den Anfang unseres Programms machte der European External Action Service (EEAS / EAD). Hier erwarteten uns spannende und lehrreiche Vorträge zu den Bereichen der allgemeinen Rolle und Prioritäten des EAD, seinen Aufgaben und der Position des EAD in der Welt. Als nächstes stand ein spannender Vortrag zu dem Themenbereich des europäischen Strategischen Kompasses und seiner Bedeutung für die Europäische Union in der Zukunft an. Abgeschlossen und abgerundet wurde unser Besuch beim EAD durch einen Vortrag über den Integrated Approach for Peace and Security, den die EU in der Welt verfolgt und welche Chancen und Probleme mit diesem einhergehen. Auch abseits der Vorträge standen die Referent*innen des EAD für alle Fragen rund um die Arbeit des EAD zur Verfügung und gaben uns teils auch sehr persönliche Einblick in ihre Arbeitsbereiche sowie wertvolle Tipps mit auf den weg, wie es möglich ist, den Sprung nach Brüssel zu wagen. Die Teilnehmenden der 1. Attempto Bruxellas und der Vorstand bedanken sich sehr für den Einsatz aller Beteiligten beim EAD, die uns unseren Besuch ermöglicht haben.   

 

Nach einer Mittagspause stand (fast schon) ein Pflichttermin für unsere Exkursion an. Schon von weitem wurden wir mit großen Bannern und vielen Dutzend Stickern begrüßt.

« Nett hier. Aber waren Sie schon in Baden-Württemberg? »

Willkommen bei The Länd in der EU. Der Besuch der Landesvertretung Baden-Württemberg war für viele ein kleines Highlight der Exkursion. Von außen unscheinbar eröffnete die Landesvertretung ihre ganze Pracht erst im Inneren. Herr Schmidt-Bergemann gab uns eine Einführung in die Arbeit der Landesvertretung, führte uns durch die verschiedenen, thematisch abwechslungsreichen Räumlichkeiten und zeigte uns die versteckten Juwelen der Landesvertretung, wie die berühmt-berüchtigte Schwarzwaldstube. Anschließend wurde bei Kaffee und Kuchen viel diskutiert und besprochen. Herr Schmidt-Bergemann stand uns mit viel Fachwissen und Ratschlägen, aber auch persönlichen Einblicken zu Verfügung.

Unser Dank gilt daher besonders Herrn Schmidt-Bergemann, aber auch dem restlichen Team der Landesvertretung für die Möglichkeit, The Länd bei der EU besuchen zu dürfen. Wir würden uns freuen, dies bei einer zukünftigen Exkursion wiederholen zu dürfen.

Als nächstes stand der Besuch der Friedrich- Ebert-Stiftung in Brüssel an.  Frau Wetzig führte uns hier in die Arbeit von politischen Stiftungen, ihre Stellung in Deutschland und der Welt, sowie ihre Arbeit im Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik ein. Wir bedanken uns sehr bei Frau Wetzig führ ihre Zeit und die Einblicke in die Welt der politischen Stiftungen!

Als letztes für diesen Tag stand der Besuch der Heinrich-Böll-Stiftung an. Bei einem netten Meet and Greet wurden wir weiter in die politische und berufliche Welt Brüssels eingeführt und erhielten neben vielen Einblicken auch hier wieder Tipps und Ratschläge für den beruflichen Sprung nach Brüssel. Nach einem langen und lehrreichen Tag war der Besuch der Heinrich-Böll-Stiftung ein gelungener Abschluss unseres ersten Tags in Brüssel. Danke!

 

Tag 2, Dienstag 19.03.2024

Unser zweiter Tag in der europäischen Hauptstadt startete mit einem Besuch der Europäischen Kommission mitten im Herzen der Stadt. Hier erhielten wir von Vertretern der Kommission zunächst eine vertiefende Einführung in die Rolle der Kommission, ihr Wirken und ihre Arbeitsweise, ehe wir vom Referatsleiter für den Bereich Klimaschutz über die aktuellen Bemühungen der Kommission in Bezug auf Klimaschutz aufgeklärt wurden. So erhielten wir auch einen wertvollen Einblick in die aktuellen Entwicklungen, verschiedenen Rechensysteme zur Ermittlung des Co² Ausstoßes der EU-Länder und der alles entscheidenden Frage: Wie viel Zeit haben wir noch? Diese Frage gab Anlass zu einer spannenden Diskussion, und nach einem lehrreichen Vormittag, der noch zu vielen Gesprächen anregte, verließen wir die Europäische Kommission und machten uns nach einer ausgedehnten Mittagspause auf den Weg zu unserem nächsten Gesprächspartner.

Der Besuch des SWP in Brüssel war für viele eines der Highlights, besonders inhaltlich. Herr Dr. Härtel vom SWP führte unsere Aufmerksamkeit auf den Ukraine-Krieg und die Rolle Westeuropas. Ein Dauerbrenner in unserer Hochschulgruppe und dennoch gab uns Dr. Härtel viele neue Aspekte und Gedanken auf den Weg, die uns nicht nur als Hochschulgruppe, sondern auch als zukünftige Wissenschaftler*innen noch lange begleiten werden. Nach vielen Fragen und ausführlichen Diskussionen verließen wir das SWP mit viel Gesprächsbedarf. Wir bedanken uns bei Dr. Härtel sehr für seine Zeit und Geduld mit unserer Gruppe und wünschen Ihnen alles Gute. Wir würden uns sehr freuen, das SWP in Zukunft erneut besuchen zu dürfen.

Damit war der akademische Teil unseres zweiten Tages abgeschlossen, was nicht heißen sollte, das Stille in unsere Gruppe  einkehren sollte. Brüssel und München werden diese Nacht wohl schwer vergessen.

 

Tag 3, Mittwoch 20.03.2024

Am morgen unseres dritten Tages stand unser Besuch des European Institute for Asian Studies (EIAS) an. Über den Dächern der Stadt wurden wir von Dr. Goethals und ihrem Team in ihren beeindruckenden Seminar- und Veranstaltungsräumen empfangen. Auf dem Plan standen der Indopazifik, die EU, China, Japan, Taiwan und alle sonstigen Player in dieser Region, ihre Strategien und Absichten. Nach einer allgemeinen Einführung in die verschiedenen Strategien der EU und ihren Partnern wurde die Fragerunde eröffnet und es entsprangen hieraus sehr aufschlussreiche Diskussionen und Ausführungen. Besonders schön für unsere Gruppe war die Anwesenheit von jungen Wissenschaftler*innen aus dem Team von Dr. Goethals, die mit ihrem persönlichen Hintergrundwissens die Debatten und Diskussionen immer wieder mit neuen und spannenden Informationen und Hinweisen bereicherten. Wir bedanken uns vielmal bei Fr. Dr. Goethals und ihrem Team für die tolle und lehrreiche Zeit beim EIAS! Für weitere Informationen zu unserem Besuch beim EIAS: https://eias.org/event/past-event-workshop-on-the-eus-engagement-in-the-indo-pacific/

Am Abend stand unser Networking-Event mit dem Netwerk Außen- und Sicherheitspolitische Bildung e.V.  (NASB) an. Bei gemütlicher Stimmung in der Grand Central Bar konnten wir mit Vertreter*innen des NASB in Brüssel Erfahrungen austauschen, "netzwerken" und viele hilfreiche Tipps für Brüssel, das Studium, Praktikas und vielem mehr einholen. Wir bedanken uns sehr bei Meike, Henning, Petra und Daniel für eure Zeit und den schönen Abend, den ihr uns bereitet habt sowie für all eure wertvollen Ratschläge und Einblicke!

 

Tag 4, Donnerstag 21,03.2024

Unser letzter Tag begann mit einem der Highlights unserer Studienfahrt! Unser Besuch des NATO HQ in Brüssel. Nachdem wir von Aistè und ihrem Team am Eingang abgeholt und durch den sehr beeindruckenden Hauptbau zum Botschaftsgebäude der Litauischen Vertretung gebracht wurden, stand auch schon unser Gespräch mit Botschafter Matulionis an. Der Botschafter nahm sich sehr viel Zeit, uns über die Beweggründe seines Landes in diesen angespannten Zeiten aufzuklären. Er erläuterte uns, wie wichtig eine starke NATO und ein zuverlässiges Deutschland für das Baltikum und Europa als ganzes ist. Nach einem kurzen Foto-Termin in den tollen Räumlichkeiten der litauischen Vertretung stand dann auch schon unser Termin mit der Deutschen Vertretung bei der NATO an. Herzlichen Dank an Aistè und Botschafter Matulionis für die beeindruckende Zeit in der Vertretung Litauens, der Besuch wird vielen noch lange im Gedächtnis bleiben!

Bei unserem Besuch der Deutschen Vertretung am anderen Ende des NATO HQs wurden wir in die Rolle und Geschichte der NATO eingeführt sowie über die Veränderungen aufgeklärt, die sich seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine innerhalb der NATO vollzogen und den Arbeitsalltag innerhalb verändert haben. Zudem erhielten wir wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise des Auswärtigen Amtes in der Welt. Nach einem kurzen Foto-Termin vor dem NATO-Gebäude war es dann aber auch schon an der Zeit, unsere letzten beiden Programmpunkte anzusteuern.

Als letztes auf dem Programm stand unser Besuch des Europäischen Parlaments welches noch kurzfristig Hr. Thomas Schuhmacher von der JEF Tübingen für uns einrichten konnte. Hier sahen wir nicht nur den großen Plenarsaal des EPs, sondern auch viele kleine versteckte Juwelen des EPs, die man ohne Thomas' Hilfe wohl nur schwer entdecken würde. Nach einer sehr spannenden aber auch lustigen Zeit im EP ging es noch ins Parlamentarium, das gleich gegenüber war und uns interaktive und lehrreiche Einblicke in die Geschichte der EU gab. Der Besuch des EPs war auf jeden Fall ein voller Erfolg und machte allen großen Spaß. Vielen Dank an Thomas für die kurzfristige Bereitschaft, uns diesen Besuch zu ermöglichen!

 

Nach einer tollen Woche in Brüssel bleibt dem Vorstand nur noch, ein großes DANKE allen Beteiligten, dem STURA Tübingen für die Unterstützung und natürlich unseren Teilnehmenden auszusprechen. Für uns war die tolle Gruppe ein großes Highlight und machte die 1. Attempto Bruxellas erst zu diesem unvergesslichen und großen Erfolg, die es war. Vielen Dank an euch alle! Wegen euch muss es wohl eine 2. Attempto Bruxellas geben!

 

«Es ist das Kostbarste, was wir haben: Es lebe Europa, vive l'Europe, long live Europe.»

  • Ursula von der Leyen, Rede vom 16.07.2019