Sieben Jahre Krieg in der Ostukraine: Ein Rückblick auf Ursachen, Kontroversen und die Rolle deutscher Außen- und Sicherheitspolitik

Am Mittwoch dem 21.04.2021 startete die Hochschulgruppe Tübingen mit einem Online-Seminar zum Thema „Sieben Jahre Krieg in der Ostukraine“ in das Sommersemester. Zu Gast war Jakob Hauter, Doktorand an der School of Slavonic and East European Studies am University College London, der seine angehende Forschung zur Eskalation des Konflikts präsentierte und sich anschließend den Fragen der Teilnehmenden stellte.

Hauter teilte seinen Vortrag in drei Abschnitte ein: er begann mit einem kurzen Rückblick auf den Ablauf des Konflikts und die wichtigsten Eckdaten seit 2014 und ging danach zu seiner Forschung zur Eskalation des Krieges über. Hierbei betonte er die Besonderheit des Konflikts und bezeichnete ihn als zwischenstaatlichen Krieg mit lokaler Dimension, da man weder von einem reinen Bürgerkrieg noch von einem normalen zwischenstaatlichen Krieg ausgehen könne. Dieses Argument unterstützte Hauter durch verweis auf die von ihm erstellte Eskalationsspirale. Diese stellt dar, in welchen Phasen des kritischen Zeitraums zwischen April und September 2014 der Konflikt eher einem Bürgerkrieg oder eher einem zwischenstaatlichen Konflikt ähnelte. Hauter kommt zu dem Schluss, dass sich zwar lokale Gewaltbereitschaft in der Ostukraine nachweisen lässt, der Krieg jedoch ohne die Unterstützung Russlands nicht in diesem Maße eskaliert wäre. Deswegen sei es essenziell, dass man Russlands Rolle am Konflikt nicht herunterspiele.

 

Im letzten Teil seines Vortrags ging Hauter auf die Rolle der Bundesrepublik Deutschland und die Möglichkeiten, den Konflikt zu beenden, ein. Deutschland habe sich zu Beginn deeskalierend verhalten, aber den Fokus zu sehr auf die interne anstatt auf die internationale Dimension des Konflikts gelegt. Er empfiehlt, dass Deutschland eine klare Haltung zu Russland als Kriegspartei bezieht und einen Stufenplan inklusive internationaler Friedensmission für die Wiederherstellung des Friedens aufstellt. Außerdem müsse überlegt werden, wie man größeren Druck auf Moskau ausüben und im Falle einer weiteren Eskalation reagieren könne.

 

Nach diesem spannenden Vortrag gab es für die Teilnehmenden noch die Möglichkeit, dem Referenten Fragen zu stellen. Hierbei ging es neben dem jüngsten Truppenaufmarsch in der Grenzregion auch um die Bedeutung von russischen Öl- und Gasexporten nach Deutschland und die Auswirkungen, die dieses wirtschaftliche Verhältnis auf die Bewältigung des Konflikts haben kann. 

 

Abschließend möchten wir uns bei Jakob Hauter für den spannenden und lehrreichen Vortrag bedanken!