Verschwörungstheorien – Herausforderungen und Umgang in demokratischen Gesellschaften

Am Dienstag, dem 16. Februar 2021, veranstalteten die Hochschulgruppen für Außen- und Sicherheitspolitik Bremen und Tübingen gemeinsam eine Online-Veranstaltung zum Thema Verschwörungstheorien, deren Zusammenhängen mit Populismus und den Möglichkeiten zum Umgang mit Verschwörungstheoretiker*innen. Zu Gast waren dafür Dr. Sarah Pohl, Leiterin der Beratungsstelle ZEBRA/BW (Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen Baden-Württemberg), ihre Kollegin Isabella Dichtel sowie Constanze Jeitler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen des von der EU geförderten Projektes „PACT: Populism and Conspiracy Theories“ und Doktorandin am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Tübingen.

Frau Jeitler eröffnete die Veranstaltung mit einer Übersicht über die Entstehung und Natur von Verschwörungstheorien, sowie deren Beziehung zum politischen Populismus. Eine Verschwörungstheorie ist ein spekulatives Narrativ, welches Vermutungen über Zusammenhänge und Ereignisse aufstellt, die den offiziellen Erklärungen widerspricht. Dabei können Interessent*innen leicht in eine Szene abrutschen, die sich durch gegenseitige Bestätigung auszeichnet und immer fragwürdigere Theorien zu Ereignissen aufstellt. Drei Merkmale von Verschwörungstheorien sind: Nichts geschieht durch Zufall, nichts ist wie es scheint, und alles ist miteinander verbunden. Dabei gibt es auch immer klar gute und böse Seiten, wobei die böse meist durch Eliten vertreten wird. Hier lässt sich der erste Zusammenhang mit Populismus herstellen, denn auch dort werden die Eliten meist zum Feind gemacht. Auch ist oft eine Überschneidung zwischen einem populistischen Wahlverhalten und dem Glauben an Verschwörungstheorien zu erkennen, jedoch können auch beide Phänomene unabhängig voneinander existieren. Die Gefahr, wenn sich beide verbinden, besteht jedoch vor allem darin, dass Populist*innen Verschwörungstheorien auf die politische Bühne bringen, worauf unter anderem Drohungen und Aufruhr folgen können. 

 

Im Anschluss an Frau Jeitlers Input übernahmen Frau Dr. Pohl und Frau Dichtel, die sich vor allem auf den Umgang mit Verschwörungstheorien und deren Anhänger*innen konzentrierten. Der Glaube an solche Theorien scheint unabhängig von Geschlecht, Alter und sozioökonomischen Faktoren zu sein, wobei die Auswirkung des Bildungsgrades noch diskutiert und erforscht wird. Menschen, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen, verfallen diesen Theorien leichter, ebenso wie, wie von Frau Jeitler ebenfalls dargelegt wurde, Vertreter*innen extremer politischer Ansichten. Sie sind gesellschaftlich engagierte Menschen, die sich vom jetzigen System nicht verstanden und enttäuscht fühlen. Verschwörungstheorien können die Angst dieser Menschen in einer unsicheren Welt lindern, ihr Selbstwertgefühl steigern und ihrem Dasein Sinn verleihen. Wie sollte man also damit umgehen, wenn in der eigenen Familie oder im privaten Umfeld solche Theorien verbreitet werden? Man sollte versuchen, weiterhin auf Augenhöhe mit den Betroffenen zu reden. Dabei sollte die Devise „Verstehen statt Verurteilen“ gelten. Zudem sollten viele Fragen gestellt werden: Warum interessiert sich dieser Mensch für Verschwörungstheorien, was könnte die zugrundeliegende Problematik sein? 

 

Nach diesen beiden faszinierenden Input-Vorträgen wurden von den Teilnehmenden der Veranstaltung viele spannende Fragen gestellt. Besonders angeregt wurde dabei die Frage diskutiert, ob wir als Gesellschaft weiterhin mit Verschwörungstheoretiker*innen reden und ihnen eine Bühne bieten sollten, wie es zum Beispiel gerade rund um die Querdenker-Bewegung debattiert wird. 

 

Abschließend möchten wir uns bei Frau Jeitler, Frau Dr. Pohl und Frau Dichtel für dieses spannende und interessante Seminar bedanken.